1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Ebenen und Gebirge.
36
1) Fels- oder Steinboden besteht aus Felsen oder Gerölle und
kommt auf kleineren Plateau's vor;
2) Sandboden kommt vor in der Wüste, in Haidegegenden, in der
Steppe und im Geestlande (= ein hohes, trocknes, daher wenig
fruchtbares Land) ;
3) Humus füllt die Kornkammern der Menschen; sehr fetter und
fruchtbarer Boden am Wasser heißt Marschland;
4) Weichboden kommt vor in Mooren (Torfmooren), Sumpf- und
Morastgegenden.
§. 34. Gebirge.
1. Aus den Ebenen erheben sich bald steil, bald anlaufend die Er-
höhungen der Erdoberfläche, bei geringer Höhe Hügel, bei größerer
(1000 Fuß) Berge genannt. Jede Erhöhung hat Fuß, Abhang, Rücken
und Gipfel. Zusammenhängende Erhöhungen, die ili einer Reihe fort-
laufen, heißen Hügelreihen, Landrücken, Höhenzüge, Bergrücken oder
Bergketten, solche, die haufenweise neben einander liegen, Hügel- oder
Berggruppen. Bergketten und Berggrnppen heißen im allgemeinen Ge-
birge. Gebirge, die unter sich einen deutlichen Zusammenhang und
denselben innern Bau haben, nennt man ein Gebirgssystem.
Die die Richtung und Länge bestimmende Linie eines Gebirges
nennt man den Gebirgskamm, Gebirgsrücken oder Joch. Zwei
Gebirge, die sich scheiden, bilden am Durchschnittspnnkt einen Gebirgs-
knoten.
2. Die Vertiefungen zwischen den Bergen heißen Thäler (Län-
gen- und Querthäler). Enge Thäler mit schroffen Wänden heißen
Schluchten oder Gründe; ein schmaler Weg, der sich zwischen Ber-
gen durchwindet, ist ein Paß.
3. Die Gebirge werden einestheils nach ihrer Höhe und andern-
theils nach ihrer Entstehung (vergl. §.24) eingetheilt.
4. Die Eintheilung der Gebirge nach ihrer Höhe gibt folgende drei
Elasten:
1) Hochgebirge, über 5000 Fuß Höhe (d. h. die Höhe über dem
nächsten Meere, nicht über dem Spiegel eines nahen Flusses), mit
eckigen und zackigen Formen, scharfen Spitzen (Hörnern oder Na-
deln), ragen über die Schneegrenze hinaus (d. h. sind das
ganze Jahr mit Schnee bedeckt);
2) Mittelgebirge, zwischen 2000 — 5000 Fuß, mit runden For-
men und kuppelförmigen Spitzen, und
3) Untergebirge, niedriger als 2000 Fuß.
An merk. Unterscheide nach t) absolute und relative Höhe.
Sechstes «0aupt|tüc&: <fsüfse und Seen.
§. 35. Flüsse.
1. Es besteht ein fortwährender Wechselverkehr zwischen dem See-
wasser und dem Süßwasser. Die ganze obere Erdrinde ist von Wasser
durchdrungen; überall, wo man in eine gewisse Tiefe gräbt, findet man
Wasser, und Wasser rieselt durch das Innere aller Gebirge. So bricht
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- Inhalt: Zeit: Geographie
112
Die Afrikanischen Inseln.
5. Die Amiranlen oder Admiralitäts-Inseln, ebenfalls
englisch, südwestlich von den Scchellen, I I an der Zahl, sind schwach
bewohnt, obgleich reich an Wasser und Wäldern.
Anmerk. Beide Inselgruppen, die Sechellen und Amiranten, werden auch
Aethiopischer Archipel genannt.
6. Socotora, dem Cap Guardafui gegenüber, mit Korallenbäu«
ken umgeben, unter einem arabischen Sultan. Die Insel ist von vul«
canischer Beschaffenheit und, obwohl im ganzen wenig fruchtbar, reich
an Aloe.
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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Nord - und Westasien.
neralreichthum wird wenig benutz!, doch wird viel Meerschaum in der
Gegend vvn B r u s sa gegrasten.
3. Die Bevölkerung besteht ans Türken, Tnrkvmanen, Griechen
und Armeniern. Namentlich die letztern leben meist vvm Handel (Kara-
wanen-) und vvn der Industrie in den Städten, Ackerbau wird wenig
betrieben, mehr Viehzucht. Jagd und Raub kommt mehrfach vor.
Unter dem Joche der Türken ist diese Halbinsel, einst der Sitz
blühender Reiche und prachtvoller Städte, jetzt stn gänzliche Zerrüttung
gesunken; von den frühern großen Städten sind jetzt nur noch Trümmer
oder elende schmutzige Nester zu sehen. Ueberall Verfall und Armuth.
4. In Kleinasien bestehen eine Menge kleiner Staaten und Land-
schaften. Die Hauptstadt des Landes ist Kutahia, 30,000 Einw.,
50 Moscheen, Meerschaumfabriken, Opiumban, Mineralbäder. Konjah,
30.000 Einw., das alte Jconium, der Mittelpunkt aller sich in der
Halbinsel kreuzenden Straßen. Angora, 50,000 Einw., berühmt we-
gen der seidenhaarigen Ziegen (Kämelziegen), die, wie auch Katzen und
Kaninchen mit ähnlichem seidenen langen Haar, in der Umgegend vor-
kommen. Viele Kamelotwebereien. Trapepint oder Trcbisonde,
50.000 Einw., am Schwarzen Meere. Ein- und Ausfuhr im Werthe
von 10 Millionen Thaler.' Sinope, bedeutende Hafenstadt am Schwar-
zen Meer, Seehandel (mit Schiffsbanholz) und Schiffbau. Nicäa,
4000 Einw., Seidenhandel. Kirchenversammlung 325. Bruffa, 100,000
Einw., früher Hauptstadt des osmanischen Reicks. Gräber der ersten
6 Sultane. Seidenfabrikation und Weinbau (Olympwein). In der
Nähe beim Dorfe Kilt sch ik wird der beste Meerschaum gegraben.
Sentori, an der Meerenge von Konstantinopel, ist als Vorstadt von
Konstantinopel anzusehen. Smyrna, 1 50,000 Einw., die wichtigste
Handelsstadt Kleinasiens, viele Europäer, hier Franken genannt, bewoh-
nen ein eigenes Stadtviertel. Jährliche Ausfuhr 30 Mill. Thaler, Ein-
fuhr 14 Mill. Thaler, Schiffahrtsverkehr 1009 Schiffe, darunter 1157
Dampfschiffe. Bergrna oder Pergamus, 3500 Einw., Wein- und
Banmwollenbau.
Zu Kleinasien gehören noch folgende Inseln, die theils an der
Südküfte im Mittelmeer, theils an der Westküste am Aegäischen Meer
liegen:
Eypern, 300 O.-M. (das Vaterland der Venns), Ueberfluß an
Produkten, aber schlecht angebaut, verwildert immer mehr. Eypernwein.
Hanptort Nikosia, Sitz des türkischen Statthalters und eines griechi-
schen Erzbischofs.
Rh od ns, 20 O.-M., früher mächtiger Handelsstaat. Im Mittel-
alter Sitz der Johanniterritter. Die Insel ist äußerst fruchtbar und mit
Waldungen bedeckt, die vortreffliches Schiffsbanholz liefern.
Lesbos, zwischen Smyrna und den Dardanellen, fruchtbar und
bevölkert.
Chios. Hanpterzengniß ist der Mastix, eine Art Gummiharz,
welches zum Räuchern und zu Firnissen, von den Türken aber fast nur
zum Kauen benutzt wird.
Samos. Hauptprodukt: Muskatwein.
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Die Vereinigten Staaten.
die Einwohnerzahl um 87,000 Köpfe zugenommen, und am Schluffe des
nächsten Jahrzehnts belief sie sich bereits auf 519,000. Am Schluffe des
dritten Jahrzehnts hatte Iowa 902,000 Einwohner, 1868 zählte man
eine Million.
Dies rasche Wachsthum erklärt sich durch die klimatischen und Boden-
verhältnisse, durch die Fruchtbarkeit und Wohnlichkeit des Landes und die
Energie seiner Bewohner. Die Einwanderung bildet einen mächtigen Hebel
dieser großartigen Entwickelung. Zwei große Ströme, der Mississippi und
Missouri, begrenzen den Staat und bilden seine Hauptwafferstraßen; im Innern
ist er von zahlreichen Flüssen und Bächen durchzogen, die eine Fülle von
Wasserkraft für Handel, Landwirthschaft und Industrie liefern. Das Klima
ist gesund und dem Feldbau höchst günstig. Dazu kommt ein reiches Prairie-
land, mit einer 1 bis 6 Fuß dicken Ackerkrume, welche rasches Wachsthum
der Saaten bedingt, denen schneller Absatz durch ein ausgebildetes Verkehrs-
netz von Wasserstraßen und Eisenbahnen gewährt wird.
Der in Prairiegegenden herrschende Mangel an Waldung wird theils
durch reichhaltige Kohlenlager, theils durch Zufuhr von Nutz - und Bauholz,
theils auch durch Anpflanzung von Waldungen ersetzt. Mit der Ausdehnung
dieser Pflanzungen von Waldbäumen nach dem in Deutschland üblichen Systeme
practischer Forstcultur werden die Prairiebewohner ihren Nachkommen ein ganz
unschätzbares Erbtheil hinterlassen. Die Prairieebenen selbst wechseln an
manchen Flußufern im Innern des Staates mit bewaldeten Höhenzügen, mit
schönen und imposanten Scenerien. Große Vortheile stehen dem Staate da-
durch in Aussicht, daß sein Eisenbahnnetz an der westlichen Grenze mit der
Pacificbahn in Verbindung treten wird. Schon jetzt hat Iowa 12 Eisenbahnen
mit 1400 Meilen Geleis; andere sind noch im Bau begriffen, darunter eine
Bahn, die vom Mississippi durch den ganzen Staat bis nach Missouri reicht.
Im letzten Herbste wurden geerntet 90 Millionen Bushel Mais, 25
Millionen Bushel Weizen. Unter seinen Schwesterstaaten nimmt Iowa da-
durch eine ganz bevorzugte Stellung ein, daß es gar keine Staatsschuld hat.
Seinem Freischulsystem stehen reichlichere Mittel zu Gebote als irgend einem
andern westlichen Staate, mit alleiniger Ausnahme von Minnesota vielleicht.
Die Staatsuniversität hat eine jährliche Dotation von 35,000 Dollars, das
Ackerbau-College, das auch Frauen als Schüler aufnimmt, hat eine Jahres-
einnahme von 40,000 Dollars.
Das Yankee-Element hat den ersten Impuls dieser Entwickelung gegeben.
Die ersten Ansiedler waren Nachkömmlinge van Bewohnern Neuenglands *),
die sich in den benachbarten Staaten niedergelassen hatten. Sie wurden sehr
bald unterstützt von einer zahlreichen europäischen, namentlich deutschen Ein-
wanderung, deren Farmen und Gärten, deren Industrie und Handel ein
glänzendes Zeugniß ablegen von deutscher Intelligenz und deutschem Fleiße.
(Nach dem „Globus".)
29. Missouri, vom Missouri durchströmt, an der Bereinigung
des Missouri und Mississippi, 3169 Q.-M. und 1,200,000 Einw.
Hauptstadt Jefferson-City, 3500 Einw., am Mississippi. St.
Louis, 230,000 Einw., am Mississippi, Sitz der Missouri-Pelzhandels-
*) Neuengland ist der gemeinschaftliche Name der Staaten Maine, New-Ham-
shire, Vermont, Massachusetts, Rhode-Island und Connecticut.
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Die Gebiete der Union.
161
von nicht sehr hohen Gebirgsreihen, aber oft von mächtigen Strömen durch-
zogen; Westamerika ist ein einziges hohes Gebirgsland, vom Cap Horn bis
an das arktische Meer, dessen Flüsse alle den Gebirgscharakter haben. Ost-
amerika ist feucht und deshalb überall mit herrlichem Wald bestanden; West-
amerika, sein Nord- und Südende ausgenommen, ist trocken und waldlos,
oft geradezu Wüste. Der fruchtbare Waldboden Ostamerika's ließ sich leicht
durch Fällen der Bäume in Ackerboden umwandeln; der dürre Boden West-
amerika's bedarf fast stets künstlicher Bewässerung, wenn er Ernten hervor-
bringen soll. Dafür eignen sich Boden und Klima Westamerika's vortrefflich
für Weinbau und Seidenzucht, während beides in Ostamerika mit großen
Schwierigkeiten verknüpft ist. Ostamerika besitzt Kohlen und Eisen im Ueber-
fluß, Westamerika Gold, Silber und Kupfer. Fassen wir alle diese Züge
zusammen, so erscheint Ostamerika in seinem Charakter durchaus europäisch,
während Westamerika uns an Centralasien mahnt.
Zwei solche Ländergestaltungen brauchen sich natürlich gegenseitig, sie sind
von der Natur auf den Austausch ihrer Produkte gewiesen. Der leichteste
und ungehemmteste, freilich auch der längste Verkehrsweg ist der um Cap Horn.
Die meisten Güter gehen heute noch auf diesem Wege, der im günstigsten Fall
für ein Segelschiff 100 Tage, oft aber 150 bis 180 Tage Zeit erfordert.
Die ersten Auswanderer nach Californien hatten in ihrer Mehrzahl ebenfalls
diesen Weg zu nehmen. Als das californische Gold Hunderttausende in Be-
wegung setzte, war natürlich dieser Weg zu lang für sie. Man ging sogleich
daran, eine Route über den Zsthmus von Panama herzustellen. Diese Route
von New-Uork mit einem Dampfer nach dem Isthmus, über diesen auf der
Eisenbahn und sodann mit einem andern Dampfer nach San Francisco braucht
22 Tage. Bis jetzt gingen auf ihr alle Passagiere, die Post und leichte
Waaren. Natürlich tauchte früh schon die Idee einer Pacific-Eisenbahn auf,
schon in den vierziger Jahren, vor Auffindung des Goldes. Nach der Er-
werbung der großen Gebiete am Stillen Meer wurden die Wünsche für eine
solche Bahn immer lebhafter und hatten endlich in den fünfziger Jahren die
Wirkung, daß die Regierung der Vereinigten Staaten Expeditionen zur
Untersuchung der verschiedenen vorgeschlagenen Routen aussandte. Diese brachten
ein ungeheures Material zurück, auf Grund dessen sich bestimmtere Ansichten
über das Land und die in ihm nothwendigen und möglichen Eisenbahnen
bilden ließen.
Mitten im Bürgerkrieg beschlossen die Vereinigten Staaten die Aus-
führung der mittleren Route und machten dieselbe durch großartige Land - und
Geldschenkungen möglich. Diese Route nimmt ihren Anfang in Omaha am
Missouri-Fluß, geht zuerst über die Ebenen, den Platte-Fluß hinauf, dann
durch die Black Hills und Felsengebirge und erreicht durch Echo Canon das
Basin des Großen Salzsees, nach dessen Nordende sie sich wendet. Dies war die
Aufgabe einer östlichen (Union Pacific) Compagnie. Eine von ihr ganz unab-
hängige westliche (Central Pacific) Compagnie unternahm es, von San Fran-
cisco oder eigentlich zunächst vom Sacramento aus über die Sierra Nevada,
im Thal des Humboldt-Flusses entlang, ebenfalls nach dem Nordende des
Großen Salzsees zu bauen. Das Gesetz sagt: „Die beiden Bahnen sollen
bauen, bis sie sich treffen." Dies erklärt die unerhörte Schnelligkeit des
Baues, der oft Nachts bei Fackelschein fortgesetzt wurde, denn Land- und
Geldschenkungen richteten sich nach der Anzahl der vollendeten Meilen. So
Traut, Lehrb. b. Erdkunde. 11
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Die Österreichisch - Ungarische Monarchie.
225
rung) von den Czechen (*/3) sein mögen, Fleiß und Rührigkeit haben
beide gemein, in Ackerbau und Viehzucht und in industriellen Beschäf-
tigungen (Woll -, Baumwoll - und Leinenspinnerei, Tuchfabrikation, Strumpf-
wirkerei, Glas, Thon- und Eisenwaaren, Porzellan- und Lederfabriken,
Bierbrauereien). Die Bewohner sind mit geringen Ausnahmen (Refor-
mirte, Lutheraner, Juden) katholisch.
Böhmen war früher ein Herzogthum, das sich später in ein selbst-
ständiges Königreich verwandelte; 1526 kam es an Oesterreich.
Prag, 148,000 Einw., Festung an beiden Ufern der Moldau,
besteht aus vier Haupttheilen: Altstadt (mit der Juden st a dt) und
Neustadt aus dem rechten, und Kleinseite und Hradschin auf dem
linken Moldauufer. Ueber die Moldau eine 1790 Fuß lange und 35
Fuß breite Brücke, mit der Statue des heiligen Nepomuk, dem Schutz-
heiligen Böhmens. Der Hradschin, Berg und kaiserliches Schloß mit
dem Dom St. Veit, mit Nepomuk's Grabmal und vielen Grabmälern
alter Fürsten. Die Universität, von Karl Iv. 1348 gegründet, ist die
älteste in Deutschland. In der Nähe von Prag der Weiße Berg
(Schlacht am 8. Nov. 1620). Dicht vor der Stadt der Ziska-Berg,
mit herrlicher Aussicht. Budweis, 14,000 Einw., an der Moldau,
Fabrikstadt. Pilsen, 16,000 Einw., an der Beraun, lebhafte Han-
delsstadt. Festung Königgrätz, 6000 Einw., an der Elbe, Sieg der
Preußen am 3. Juli 1866. Cger, 12,000 Einw., am Flusse gl. N.,
Wallenftein's Ermordung 1634. In der Nähe Franzensbad, Karlsbad,
Marienbad, und das entferntere Teplitz, 6900 Einw., warme Bäder; an
der Eger liegt auch das hopfenberühmte Saatz. Reichenberg, 18,000
Einw., an der Neiße, Tuch- und Strumpffabriken. Festung Theresienstadt,
in der Nähe Leitmeritz, in einer obstreichen Gegend, das böhmische
Paradies genannt. Lobositz, Schlacht 1756. Partien der Böhmischen
Schweiz: Tetschen, hat ein schönes Schloß mit berühmtem Garten,
nördlich davon Prebischthor; am andern Elbufer (linken) liegt Bo-
denbach, und in der Nähe der Schneeberg.
X. imarkgrafschaft Mähren.
403,„ Q..-M. und 2,008,000 Einw., nach dem Hauptflusse (die
March) so benannt. Das Land ist Böhmen ganz ähnlich, mit welchem
es auch das Gebirgssystem gemein hat. Die Sudeten treten ins Land
und dachen sich ab, nachdem sie im Altvater (4620') noch den höchsten
Punkt erreicht, im Gesenke. Die Beskiden, welche den Nordosten
von Mähren und den östlichen Theil von Schlesien umziehen, gehören
dem karpathischen System an. Der Hauptfluß des Landes, die
March, nimmt links die Betschwa, rechts den zweiten Hauptfluß, die
Thaya, an der österreichischen Grenze auf und bildet nun die ungarische
Grenze bis zur Donau. Die Thaya nimmt die Jglawa, Schwarzawa
und Zwitiawa auf. Die Oder und die Weichsel, die hier ent-
springen, verlassen Mähren sehr bald.
In Hinsicht auf Produkte und Fruchtbarkeit steht Mähren Böbmen
zur Seite: es ist reich an Rindvieh und Schafen, hat viel Holz, Korn,
Obst und Flachs, Eisen und Kohlen. Der Metallreichthum ist schwächer
als in Böhmen, dafür ist aber die Fabrikation bedeutender, ^namentlich
Lein- und Tuchweberei. Das Klima ist mild.
Traut, Lehrb d. Erdkunde.
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Nord- und Nordwest-Europa.
2. Die Halbinsel Jütland ist die Fortsetzung des norddeutschen
Flachlandes, mit Tand-, Haide- und Moorboden. Nur an der Oft-
küste läuft ein Landrücken, mit sanftgerundeten Hügeln, zwischen denen
Landseen sich befinden, bedeckt mit Waldungen und Getreidefeldern. Eine
Menge Fjorde (z. B. der Limfjord, 20 Meilen lang; südlich davon
der Ringkjöbing-Fjord) dringen in das Land ein. Die West-
küste ist durch Dämme gegen die Meeresfluten geschützt, reich an Inseln
(darunter die Halligen), hat im Süden Marschland (Lehmboden), im Norden
Geestland (Flugsandflächen). Einige kleinere Inseln haben Gips- und
Kreideboden. Das Land kann vermöge seiner Oberflächensorm keine be-
deutenden Flüsse haben.
3. Das Klima ist oceanisch und für die nördliche Lage sehr ge-
mäßigt; aber es kommen häufig Nebel vor, was auf der Westküste in
Verbindung mit den heftigen westlichen Winden, die den Sand fort-
treiben, den Saaten nachtheilig wird und das Wachsthum der Bäume
hindert. Dagegen genießen die östlichen Gegenden ein freundliches Klima
und eine üppige Vegetation. Hauptprodukte sind: Getreide, Vieh,
(Rinder, Pferde, Schafe, Schweine) und Fische. Ein empfindlicher
Mangel ist der des Holzes, dagegen findet sich reichlich Torf. An Mine-
ralien ist das Land arm. Ausfuhrprodukte sind: Wolle, Häute,
Pferde, Butter, Speck, Mehl, Talg, Oelkuchen, Getreide, Schlachtvieh.
Einfuhr 29, Ausfuhr 16,z Mill. Thaler.
4. Staatsausgabe n 21,z, Schuld 99,z, Bau knoten t5
Mill. Thaler. Stehendes Heer 17,000 Mann. Kriegsflotte
32 Schiffe mit 389 Kanonen; Handelsflotte 3736 Schiffe mit
224,198 Tonnen.
5. Die Bewohner sind meist Dänen und Friesen, germanischer
Herkunft, lutherischer Religion, mit Ackerbau, Viehzucht und Fischerei
beschäftigt, Industrie nur in den größer» Städten, Handel auf der Ost-
see. Die Gesittung steht auf deutschem Fuße, die dänische Sprache ist
der niederdeutschen verwandt.
6. Das Königreich ist conftitutionell, mit 2 Wahlkammern (dem
Volks- und Landesthing), und zerfällt in das eigentliche Dänemark, die
Nebenländer und auswärtige Besitzungen.
Dänemark.
Insel Seeland, die größte dänische Insel, zwischen dem Großen
Belt und dem Sunde, ist sehr fruchtbar und hat herrliche Eichen- und
Buchenwälder. Am Sunde liegt die Hauptstadt Kopenhagen, 106,000
Einw., besteht aus drei Stadttheilen: Alt- und Neu- (Frederiks-) Stadt
auf Seeland und Chriftianshavn auf der Insel Amak; die Stadt ist
schön und regelmäßig gebaut und befestigt, Handels- und Universitäts-
stadt. Das Schloß Christiansburg enthält reiche Kunstsammlungen (mit
dem Thorwaldsen'schen Museum). Der Thurm der Trinitatiskirche durch
den hohen Aufgang berühmt. Von den vielen königlichen Luftschlössern
sind nennenswerth Frederiksberg, Sommeraufenthalt der königlichen
Familie, und Frederiksborg, mit prachtvoller gothischer Kirche. An
der schmälsten Stelle des Sundes liegt Helsingör, 8000 Einw., dabei
die Festung Kronburg, die den Sund bewacht. Im Innern von
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Nord- und Nordwest-Europa.
ebene zusammenhängt; nur der südöstliche Theil Belgiens ist hügelig und
bildet den Uebergang zu dem Ardenner- Walde. Das Land ist flach,
ohne Berge und Wald, und liegt in der Küstennähe noch niedriger als
das Meer, weshalb es durch Deiche gegen dasselbe geschützt ist.
Die drei Hanptftröme des Landes sind Maas, Schelde und Rhein.
Die Maas kommt aus Frankreich, fließt zwischen den Höhen des
Ardenner-Waldes, nimmt links die schiffbare Sambre, rechts die Ourte
aus und geht erst ins Hügelland und dann ins Tiefland, mit zahlreichen
Städten und Dörfern, der Nordsee zu. Die Schelde gehört nur ihrem
Mündungslande nach zu Holland, das fette Marschgegenden bildet; die
Gegenden an der holländischen Grenze und im südlichen Theile Hollands
sind theilweise Sandflächen, Torfmoore und Moräste. Der Rhein hat
den großen Meerbusen mit bilden helfen, der im Gegensatz zur Nordsee
die Zuyder-See heißt. Der größte Landsee ist'das Haarlemer
Meer (eine Fläche von 30,000 Morgen), das mit der Zuyder-See
durch den Meerbusen het Y zusammenhängt. Der Dollart, ein Meer-
busen, liegt am Ausfluß der Ems.
Das Land ist ungemein reich an Canälen, die sogar durch die
Städte führen; der größte ist der Nord-Canal, von Amsterdam nach
Helder, lo Meilen lang, 120' breit und 22' tief. Belgien hat außer-
dem viele Eisenbahnen.
3. Feuchte und nebelige Luft ist vorherrschend, der Herbst ist die
schönste Jahreszeit; in den Berggegenden Belgiens ist das Klima mehr
trocken.
An Produkten ist das Land rach. Rinder und Pferde stehen
oben an. Im nördlichen Theile wird mehr Viehzucht als Ackerbau, im
südlichen mehr Ackerbau als Viehzucht getrieben. Reichthum an Fischen
und Schafen, Armuth an Nutz- und Brennholz.
An merk. Auf der Insel Texel leben allein an 30,000 Schafe, aus deren
Milch man einen grünen Käse bereitet.
Berühmt aber ist das Land durch seine Blumennamentlich Tulpen -
Cultur.
l. Da8 Königreich Holland.
1. Holland grenzt im N. und W. an die Nordsee, im S. an
Belgien und einen Theil von Frankreich, im O. an Deutschland; es hat
598 Q..-M. und 3,592,000 Einw.
2. Staats ausgaben 56,4, Schuld 548, Papiergeld 5,66,
Banknoten 59 Mtll. Thaler. Stehendes Heer 61,318 Mann,
Kriegsflotte >35 Schiffe mit 1325 Kanonen, Handelsflotte 2159
Schiste mit 540,164 Tonnen. Einfuhr 248,«, Ausfuhr 192,g
Millionen Thaler.
3. Ausfuhrprodukte: Schlachtvieh, Fische, Brantwein, Zucker,
Butter, Käse. Der Hauptverkehr ist Zwischenhandel mit den Produkten
der eigenen Colonien.
4. Die Bewohner Hollands sind Holländer, Friesen und Fla-
mänder, durchaus germanisch und der reformirten Kirche angehörig, mit
eigenen dem Plattdeuschen verwandten Dialecten. Außer Viehzucht und
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- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
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Ost-Europa.
(vergl. §. 134, 9); die Wolga und der Ural (vergl. §. 134, 2). Die
Wolga, ein majestätischer Strom, ist die Hauptverkehrsader des russischen
Reichs, sie durschneidet beinahe das ganze Europäische Rußland in diagonaler
Richtung von Nw. nach So.
Der Ladogasee', 324 Q.-M. groß, ist der größte Landsee in
Europa, welcher durch die Newa in den finnischen Busen abfließt. Der
Onegasee, 229 Q.-M., steht mit dem Ladogasee in Verbindung. Der
Peipussee, 65% Q.-M., liegt zwischen Livland und dem Petersburger
Gouvernement. Der I l m e u se e, bei Nowgorod, hängt mittels des Wol-
chow mit dem Ladoga zusammen.
Außer diesen natürlichen Wasserstraßen besitzt Rußland noch viele
künstliche Wasserverbindungen durch Canäle, wovon die wichtigsten schon
von Peter dem Großen ausgeführt oder doch entworfen worden sind.
3. Rußland liegt größtentheils in der gemäßigten Zone — mit
bedeutenden Gegensätzen des Klima's nach der großen Ausdehnung des
Landes. Im südlichen Theile, den unteren Gebieten des Dniestr, Dniepr,
Don, der Wolga und des Ural, gedeihen Wein, Oel, Südfrüchte und
Baumwolle, Getreide, Tabak, Maulbeerbäume. Diese Gegenden sind
reich an Pferden, Rindvieh, Schweinen und Schafen. Auch das Kameel
kommt vor. Im mittlern Theile Rußlands, zwischen der südlichen und
nördlichen Landhöhe, ist das Klima besonders dem Kornbau günstig, es
kommt vor Flachs, Hanf, Tabak und Hopsen, Gemüse. Die Bienenzucht
und die Rindviehzucht ist hier von Bedeutung. In den Gebieten der
Dwina und Petschora ist der Boden wenig angebaut. Auf die großen
Nadelwaldungen folgen Moorfläckeu, der Boden erzeugt nur noch Moose
und Flechten. Von Thieren kommen vor Elen- und Reunthiere, Zobel,
Füchse, Marder, Hermeline, Luchse, Bären, Biber; die Seen sind reich
an Lachsen und Forellen. Das Mineralreich liefert Gold, Silber, Platina
(imuralgebirge), Eisen, Kupfer, Steinkohlen und Marmor. Ausfuhr-
produkte sind: Getreide, rohe Wolle, Leinsaat, Flachs, Talg, Hanf,
Hanfgarn, Holz, Borsten, Heede, Knochen, Pottasche, Hanf- und Flachs-
samen, Hanf- und Leinöl, Tauwerk, Häute, Felle, Eisen, Kupfer, Pferde,
Roßhaare, Pech, Theer, Caviar, Hausenblasen. Einfuhr 243, Aus-
fuhr 275,8 Milk. Thaler.
4. Staatsausgabeu (für den Gesammtstaat): 521 Mill. Thaler,
Schuld: 2729 Mill. Thaler. Stehendes Heer: 575,000 Mann
(Kriegsfuß 978,000 Mann). Kriegsflotte 344 Schiffe mit 2178
Kanonen, Handelsflotte 2132 Schiffe mit 180,992 Tonnen.
5. Die große Mehrzahl der Bewohner sind Slaven, am zahl-
reichsten die Russen (Groß- und Kleinrussen), demnächst Polen und Letten
(am Niemen und an der Düna); außerdem finnische und lappische Bewohner
(in den nördlichen und nordöstlichen Gegenden, vergl. §. 146, 4), viele
andere Stämme und Völkerschaften (Deutsche und Juden, besonders in
den Ostseeprovinzen). Russisch ist die Hauptsprache, dann polnisch und
verwandte Mundarten. In den höheren Ständen wird viel französisch
und deutsch gesprochen (in Kurland). Die herrschende Kirche ist die
griechisch-katholische, außerdem kommen römisch-katholische und protestan-
tische Christen und im Süden Muhamedauer vor.
Die vorzüglichsten Beschäftigungen sind: Ackerbau (im Innern und
1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Europäische Rußland.
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Warschau, 254,000 Einw. (darunter 20,000 Deutsche und 67,000
Juden), an der Weichsel, mit der Vorstadt Praga durch eine Brücke
verbunden. Hauptsttz der polnischen Industrie (Fabriken in Tabak, Leder,
Gold-, Silber-, Eisen-, Stahlwaaren) und des polnischen Handels, mit
Messen und bedeutendem Wollmarkt. Starke Alexander-Citadelle, königliches
Schloß, sächsischer Palast und andere Paläste. Kalisch, 13,000 Einw.,
an der Prosna, mit bedeutenden Tuch- und Leinenfabriken. Modlin, am
Zusammenfluß von Weichsel und Bug, fester Platz. Lublin, 21,000
Einw., mit drei großen Messen. Pultusk, 5000 Einw., Karl Xii.
schlug hier die Sachsen und Polen (1703) und Napoleon die Nüssen (1806).
Iii. Hroßfürsienihum Finnland.
6835,2 Q-.-M. und 1,766,000 Einw. Das Land ist mit Granit-
blöcken und vielen Seen bedeckt !und seiner malerischen Seen, Felsen
und Wasserfälle wegen der Zielpunkt mancher Reisenden. Die Be-
wohner sind Finnen und Lappen, die sich mit Fischfang und Jagd
beschäftigen. Getreidebau ist nirgends zu finden, Pferde sind eine Selten-
heit, tut Sommer bleiben die Rennthiere unbenutzt, auf den schmalen
Wiesenrändern der Meeresufer unter einem Hirten weidend.
Das Land wird nach seinen eigenen Gesetzen durch eine vom Kaiser
aus Eiugebornen zusammengesetzte Regierung verwaltet.
Hauptstadt Helsingfors, 25,000 Einw., am finnischen Busen,
Reval gegenüber, Universität. Festung Sweaborg, auf 7 Felsinseln.
Abo, 18,000 Einw., frühere Hauptstadt, Hafen, Schiffswerfte. Wiborg,
7000 Einw., Hafen, Handel.
Die Moor- und Waldbrände im nördlichen Cutopa.
Das Jahr 1868 hat ganz Nordwest-Europa mit einer außergewöhnlichen,
nahezu tropisch zu nennenden Sommerhitze und anhaltender Trockenheit heim-
gesucht, welche die Entstehung von ausgedehnten Moor- und Waldbränden
zur Folge hatten. Der Boden in Rußland, zum größten Theile mit einer
Torsschicht von 20 bis 40 Fuß Mächtigkeit belegt, gerieth an tausend Stellen
in Brand: die im Innern der Torsschichten entzündete Feuersbrunst breitete
sich über die Oberfläche des Bodens aus und theilte sich durch die Wurzeln
der Bäume den Waldungen mit.
Die Hauptstadt des russischen Reichs, St. Petersburg, bot im Juli
1868 einen eigenthümlichen Anblick: namentlich morgens und abends lagerte
etwas wie ein dichter Nebel über der Stadt; der Geruch und das Brennen
in den Augen belehrten aber jeden sofort, daß er von Rauchwolken stammte,
und in der That war Petersburg von mehreren Seiten von einer Art Rauch-
meer umgeben. Ein unterirdischer Torf- und Moorbrand wüthete ganz in der
Nähe auf einer großen Ausdehnung, und richtete in den ungeheuren Torf-
lagern auf der Strecke nach Moskau so bedeutende Verheerungen an, daß so-
gar Verspätungen der Eisenbahnzüge eintraten, und man Soldaten absenden
mußte, um den Brand durch Abgrabungen zu begrenzen, da von Löschen nicht
die Rede sein konnte. Die Eisenbahnzüge fuhren dort zwischen Dampf und
Flammen hin. Das Feuermeer hatte eine Ausdehnung von 200 Werft (284/,
Meilen) zu beiden Seiten der Bahn, deren Schwellen an einigen Orten sogar